In der Reihe „Engagement vor Ort – Projekte stellen sich vor“ stellen wir euch heute das Projekt „Bau- und Begegnungswoche – Für einen würdigen Gedenkort ehemaliges Jugendkonzentrationslager Uckermark“ der Initiative für einen Gedenkort KZ Uckermark e. V. vor.
Angesichts der starken Präsenz rechtsextremer Kräfte in Brandenburg und dem Anstieg rechter völkischer Siedlungen ist es umso wichtiger, eine lebendige Erinnerungskultur zu gestalten und mit Bildungsarbeit einen Beitrag für Toleranz und ein respektvolles Miteinander zu leisten. Im diesjährigen Brandenburger Wahljahr ist es besonders relevant, dass sich Initiativen in Oberhavel, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzen, vernetzen und ihre Kräfte bündeln, um dem erstarkenden Rechtsextremismus entgegentreten zu können.
Lebendige Erinnerungskultur in der Uckermark
Die Initiative für einen Gedenkort KZ Uckermark möchte mit dem Projekt einen Raum für lebendige Erinnerungskultur und direkten Austausch zwischen Überlebenden und deren Angehörigen und den lokal Engagierten gegen Rechtsextremismus schaffen.
Dieses Jahr finden die Bau- und Begegnungstage vom 19. – 28. August 2024 statt.
Während das grundlegende Ziel der Bau- und Begegnungstage – einen würdigen Gedenkort
zu schaffen, zu erinnern und sich gleichzeitig für Demokratie einzusetzen – seit 1997 unverändert ist, haben sich die Schwerpunkte über die Jahrzehnte hinweg verändert. Standen am Anfang Themen wie die Zugänglichmachung des Geländes und die Sichtbarkeit im Vordergrund, so wird die Zusammenarbeit mit anderen Menschen und Initiativen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, in den letzten Jahren immer wichtiger für die Initiative.
Die jährlichen Bau- und Begegnungswochen setzen sich mit den bis in die Gegenwart reichenden Kontinuitäten nationalsozialistischer Denkmuster und Ausgrenzungsmechanismen auseinander, um Bewusstsein für verschiedene Formen der Diskriminierung zu schaffen und für diese zu sensibilisieren. Dazu eingeladen werden gezielt Engagierte aus Zivilgesellschaft, Verbänden, Initiativen und Gruppen – u. a. Verstehbahnhof, Bildungsteam Berlin-Brandenburg, Demokratie und Integration Brandenburg e. V., Demokratisches JugendFORUM Brandenburg e. V., AndersARTiG, Ucker Queers, UM QUEER e. V., CSD Oberhavel, Heimatverein Kloster Himmelpfort e. V. , den Fürstenberger Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück sowie lose aktivistische Gruppen, Projekte oder engagierte Einzelpersonen.
Das Gelände des ehemaligen Jugendkonzentrationslagers Uckermark ist ein Ort für politische Bildung. Die Teilnehmenden der Bau- und Begegnungswoche erforschen gemeinsam die Geschichte des Ortes sowie die Lebensgeschichten der damals Inhaftierten und Ermordeten. In Form von Workshops unter der Anleitung von Expertinnen und Experten und durch Gespräche mit Überlebenden sowie deren Angehörigen setzen sich die Teilnehmenden mit dem Verfolgungsgrund ‚Asozial‘ auseinander, der einer der häufigsten Gründe für die Verfolgung im Jugend-KZ Uckermark war. Zudem befassen sie sich mit Antisemitismus und rechter Gewalt während der NS-Zeit und heute.
Gemeinsam gegen Rassismus und Antisemitismus
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung ist die gemeinsame Arbeit im Baucamp essenziell für die Instandhaltung und Gestaltung des Geländes. So können die Teilnehmenden in einem solidarischen Rahmen und unter der Anleitung von erfahrenen Personen neue handwerkliche Fähigkeiten erlernen. Bei den Bau- und Begegnungstagen entstehen Informationstafeln und Elemente, die die Topographie des ehemaligen Lagers erfahrbar machen, beispielsweise Metallkonstruktionen, welche die Fundamente von Baracken markieren, oder farbliche Markierungen ehemaliger Wege. Des Weiteren werden künstlerische Installationen geschaffen, die dem Gedenken und Erinnern dienen, wie etwa Statuen aus Maschendraht oder Gedenksteine, sowie Porträts von Überlebenden. Infoboxen zur Kommunikation mit Besucherinnen und Besuchern und Baumaßnahmen zur Verbesserung der Begehbarkeit und des Aufenthalts auf dem Gelände der Gedenkstätte werden ebenfalls umgesetzt.
Das künstlerische und bauliche Schaffen auf dem Gelände reagiert stets auf aktuelle Diskurse, ist selbstkritisch und folgt einem offenem Erinnerungskonzept. Zu einer kleinen Gedenkfeier, die voraussichtlich am 23. August 2024 stattfindet, werden die Teilnehmenden, Überlebende und ihre Familien, Unterstützende sowie Menschen aus der Umgebung eingeladen. Dies bietet
auch jenen die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch, die nicht die gesamte Zeit an
der Bau- und Begegnungswoche teilnehmen können. Der Raum der direkten Begegnung
bringt Menschen zusammen, die in Kirchengemeinden, Heimatvereinen, Initiativen gegen
Rechtsextremismus, der örtlichen Kita und im Rathaus tätig sind – darunter ist regelmäßig
auch der Fürstenberger Bürgermeister Gast.
Über den Gedenkort erfahrt ihr mehr, wenn ihr auf folgenden Link klickt: https://gedenkort-kz-uckermark.de/.
Bildquelle: https://www.bpb.de/themen/holocaust/erinnerungsorte/503222/initiative-fuer-einen-gedenkort-ehemaliges-kz-uckermark-e-v/
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