In der Reihe „Engagement vor Ort – Projekte stellen sich vor“ stellen wir das ausgezeichnete Projekt „Keine Schule, kein Haustier, kein … – Alltag jüdischer Kinder im Nationalsozialismus“ des Schlaglicht e.V. vor.
Wir freuen uns, dass das mit dem Franz-Bobzien-Preis 2020 der Stadt Oranienburg und der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen ausgezeichnete Projekt fortgesetzt wird.
Das Leben jüdischer Kinder im Nationalsozialismus
Grundschüler*innen haben Zugang zu Diskursen über mehrheitsgesellschaftliche und historische Themen und deren Tradierungen. Auch das Thema Nationalsozialismus ist ein Gegenstand dieser Verhandlungen und für sie allgegenwärtig. Aber selten ist dieses Thema altersangemessen aufbereitet und somit kaum oder nur schwer zugänglich. Kinder verfügen über historisches Detailwissen, dieses ist aber häufig bruchstückhaft und konstituiert auch problematische oder kuriose Vorstellungen. Als Beteiligte einer Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Vergangenheit werden Kinder noch zu selten bedacht. Mittlerweile ist in der Forschung weitestgehend Konsens, dass es mehr um das Wie der Thematisierung geht, als um das Ob – zumal das Thema des Nationalsozialismus für eine Gegenwartsorientierung von großer Relevanz ist.
Mit diesem Projekt leistet der Verein einen Beitrag dazu, Kinder mit ihren Voraussetzungen und Bedürfnissen dabei zu unterstützen, sich dem Thema anzunähern, historisches Wissen anzueignen und dieses in Form einer multimedialen Ausstellung/Präsentation zu präsentieren. Ihre Vorstellungen von Erinnerungskultur werden zugelassen und ihre Ideen werden umgesetzt. Sie werden als Mitwirkende an der Gestaltung der Erinnerungs- und Gedenkkultur ernst genommen. So können sie ihr individuelles, historisches Gedächtnis ausprägen.
Spuren von Geschichte vor Ort
In den letzten Jahren wurde die zeitgeschichtliche Arbeit an unterschiedlichen Orten im Landkreis erprobt und dabei auch unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie viele Erfahrungen gesammelt. Mit bekannten Kooperationspartner*innen und bereits erprobten Orten wird das Projekt nun auf unterschiedlichen Ebenen weiterentwickelt. Weitere Zugänge und Ideen sollen geschaffen werden, die vor allem mit der Lokalität und den Spuren von Geschichte vor Ort zu tun haben.
Im Löwenberger Land, konkret im Ortsteil Grüneberg, befand sich ein Außenlager des KZ Ravensbrück. Dies mit Kindern zu erforschen und zu erfahren muss sehr sensibel angegangen werden. In der Vergangenheit nutzte der Verein hierfür teilweise eine App. Die wurde von Jugendlichen und junge Erwachsenen aus der Gemeinde gemeinsam erarbeitet. Es blieb jedoch vor allem bei der infrastrukturellen Erkundung. Die Initiative aus Grüneberg hat im letzten Jahr weitergearbeitet und mehr über Biographien von inhaftierten Frauen des Außenlagers Grüneberg erarbeitet. Dies soll genutzt werden, um hier mit den Kindern stärker biographisch und in Bezug auf ihre Wohnumfeld zu arbeiten. Diese Biographien sollen altersangemessen stärker in das Projekt integriert werden.
In Oranienburg soll etwas Neues erprobt werden, das zumindest für einen etwas längeren Zeitraum eine kindgerechte Erkundung ermöglicht. Durch die örtliche Nähe unterschiedlichster Erinnerungs- und Gedenkorte im Stadtzentrum ist es möglich, mit den Kindern gemeinsam einen Rundgang zu gestalten. Diesen können sie dann selbst in kleinen Gruppen am Abschlusstag Eltern, Familien und wenn möglich weiteren Gästen präsentieren. Neben eigenen Filmen, die sie dann auf Tablets unterwegs sichten können, können sie so als Guide ihren Gästen Gedenkorte in der Stadt zeigen. Das Potential des Projektes liegt hier in der Erprobung einer kinderzentrierten Gestaltung einer Gedenkführung, die die Kinder in Expert*innenposition bringt, durch filmische Unterstützung zugleich entlastet.
Zurecht wird so viel Engagement und Ideenreichtum ausgezeichnet. Wir bedanken uns beim Schlaglicht e.V. und hoffen, auch weiterhin deren Projekte unterstützen zu können.
Sie haben auch eine Projektidee, die im Rahmen unserer Partnerschaftsziele umgesetzt werden kann? Wir fördern Projekte zu verschiedenen Themen:
Sie möchten sich mit Engagierten, Partner*innen und Akteur*innen austauschen? Dazu veranstalten wir im Oktober eine Demokratiekonferenz: