Im Rahmen des 76. Jahrestags der Befreiung der Gefangenen des KZ Sachsenhausen veranstalteten die Gedenkstätte Sachsenhausen und der Förderverein eine digitale „Debatte Brandenburg“ zum Thema „Geteilte Erinnerung – Gemeinsame Werte„. #erinnerungteilen
Wir haben uns sehr gefreut, Teil des Podiums sein zu dürfen. Am 15. April 2021 diskutierte Juliane Lang gemeinsam mit namenhaften Vertreter*innen aus Politik und Geschichte, welche Auswirkungen geteilte Erinnerungen auf die Entwicklung gemeinsamer Werte in unserer Gesellschaft haben können.
In einem spannenden Gespräch, moderiert durch Frau Dr. Grüber, Vorstandsmitglied des Fördervereins der Gedenkstätte, gab Herr Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, einen kurzen Einstieg in die unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Ost- und Westdeutschland der Vor-Wende-Zeit und wie aus diesen geteilten Erinnerungen seit 1990 eine gemeinsame Erinnerungskultur erarbeitet und erstritten wird. Streit und Kontroverse werden hier ausdrücklich als wichtiger Aushandlungsprozess einer lebendigen Erinnerungskultur betont.
Erinnerungskultur ist Streitkultur
Erinnerungskultur ist eine Streitkultur, bei der vor allem die Sprache und ihre Auswirkungen wichtige Rollen spielen, betonte Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Er stellte in seinem Statement seine geteilten Erfahrungen aus München und Oranienburg sehr anschaulich gegenüber und unterstrich die Wichtigkeit des gemeinsamen Wertes der Würde des Menschen. Die unantastbare Würde beinhaltet einen respektvollen Umgang mit allen Menschen und einen konsequenten Schutz von Minderheiten, so Herr Dr. Drecoll.
Herr Hans-Joachim Laesicke, ehemaliger Bürgermeister (1993-2018) der Stadt Oranienburg, berichtete sehr anschaulich, wie sich die Stadt Oranienburg seit vielen Jahren ihrer Verantwortung stellt. Auch haben sich seine persönlichen Erinnerungen im Laufe der Zeit durch den engen Kontakt zur Gedenkstätte verändert und weiterentwickelt. Er führte aus, wie aus geteilten auch gemeinsame Erinnerungen wurden und sich nicht nur die Erinnerungskultur, sondern auch die Stadtgesellschaft stetig weiterentwickelt hat.
Herr Tobias Dünow, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, erinnerte daran, dass unsere Gesellschaft immer vielfältiger wird und daher nicht nur die geteilten Ost-West-Erinnerungen und die Spannungen um „Orte doppelter Geschichte“ zu betrachten sind. Viele neue Erinnerungen aus anderen Kulturen und Regionen, die weniger direkten Kontakt zur NS-Geschichte mitbringen, ergänzen unsere Diskussion um gemeinsame Werte und bereichern diese. Er appellierte aber auch, dass wir den Gedenkstätten nicht die alleinige Verantwortung für Erinnerungsarbeit und politische Bildung übergeben dürfen. Denn die Diskussion um gemeinsame Werte in einer Gesellschaft mit vielen geteilten Erinnerungen müssen an vielen Orten geführt werden.
Wir brauchen Menschen, die Erinnerungen wach halten.

Hier fühlte sich auch Juliane Lang, Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie OHV, mit angesprochen. Die Partnerschaft Oberhavel unterstützt die Gedenkstätte in ihrer verantwortungsvollen Arbeit und begrüßt deren Mitgliedschaft im Begleitausschuss sehr.
Frau Lang berichtete, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte noch immer Thema unter jungen Menschen und der Jugendarbeit im Landkreis ist. NS-Schmierereien, Angriffe und antisemitische Beschimpfungen zeigen, wie nah diese Geschichte noch immer am Alltag auch von jungen Menschen ist. „Wir wollen junge Menschen ermutigen sich vor Ort umzuschauen, über Stolpersteine zu stolpern und sich zu fragen, was hier vor Ort passiert ist. Wie die von uns geförderte Jugendgruppe ‚Grüneberg ERINNERT‚. Wir wollen Projekte fördern, die Geschichtsbewusstsein und Gegenwartsbezug zusammenbringen. Denn es braucht interessierte und engagierte Menschen, die Erinnerungen wach halten. Die Idee von #erinnerungteilen und ins Gespräch über die Werte unserer heutigen Gesellschaft zu kommen – das ist, was wir fördern wollen.“
Demokratische Mitbestimmung und historisch-politische Bildung junger Menschen liegen uns besonders am Herzen.
Susann Reissig, Kreisjugendring Oberhavel e.V.
Mit unserer Video-Grußbotschaft anlässlich des 76. Jahrestags der Befreiung der Gefangenen des KZ Sachsenhausen gedenken wir und zeigen uns solidarisch.
Botschaft auf YouTube ansehen: https://youtu.be/5oUWvWM4HN4.
Bildquelle: https://rememberliberation.stiftung-bg.de/
Zum Online-Jahrestag der Befreiung in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten: https://rememberliberation.stiftung-bg.de/.
Zu Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen: https://www.sachsenhausen-sbg.de/foerderverein/ueber-den-verein/