In der Reihe „Engagement vor Ort – Projekte stellen sich vor“ stellen wir das Projekt „Spuren vor Ort. Jüdisches Leben in Oranienburg und Berlin.“ des Schlaglicht e.V. vor.
Historisches Lernen ermöglichen
Grundschüler*innen haben Zugang zu Diskursen über mehrheitsgesellschaftliche und historische Themen und deren Tradierungen. Auch das Thema Nationalsozialismus ist ein Gegenstand dieser Verhandlungen und für sie allgegenwärtig, aber selten altersangemessen aufbereitet und somit kaum oder nur schwer zugänglich. Kinder verfügen über historisches Detailwissen, dieses ist aber häufig bruchstückhaft und konstituiert auch problematische oder kuriose Vorstellungen.
Als Beteiligte einer Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Vergangenheit werden Kinder noch zu selten bedacht. Mittlerweile ist in der Forschung weitestgehend Konsens, dass es mehr um das Wie der Thematisierung geht, als um das Ob, zumal das Thema des Nationalsozialismus für eine Gegenwartsorientierung von großer Relevanz ist.
Mit dem hier beantragten Projekt möchten wir einen Beitrag dazu leisten, Kinder mit ihren Voraussetzungen und Bedürfnissen dabei zu unterstützen, sich dem Thema anzunähern, historisches Wissen anzueignen und dieses in Form einer multimedialen Ausstellung/Präsentation zu präsentieren. Dabei müssen im Sinne Waltraud Schreibers Bildungsziele und subjektive kindliche Existenzweisen zusammengebracht werden, um historisches Lernen zu ermöglichen.
Das Leben jüdischer Kinder im Nationalsozialismus
Ausgehend von alltäglichen Erfahrungen der Kinder in der Gegenwart arbeiten wir mit einem biographischen Ansatz. Dieser ist für die Altersgruppe eine adäquate Herangehensweise, da er einen lebenspraktischen Rückgriff auf eben jene eigenen subjektiven Existenzwelten ermöglicht. Für die historische Identitätsbildung von Kindern spielt zudem die Bezugskategorie Mensch eine wesentliche Rolle. Die Arbeit mit Biografien und die Darstellung von Alltagsgeschichte, in diesem Fall jüdischer Kinder im Nationalsozialismus, bieten den Schüler*innen unterschiedliche Perspektiven an. Dies ermöglicht es ihnen, etwaig vorhandene Bilder homogener Gruppen zu hinterfragen sowie individuelle Handlungsmöglichkeiten und Ambivalenzen aufzuzeigen.
Um die eigene Wirkmacht innerhalb von mehrheitsgesellschaftlichen Debatten zu erleben, wird auf eine Ausstellung/Präsentation hingearbeitet. Die Kinder bekommen die Gelegenheit, ihr erarbeitetes Wissen zu präsentieren sowie als Expert*innen und Multiplikator*innen aufzutreten. Hiermit wird auch die Verbindung von historischer Bildung zu erinnerungskultureller Bildung hergestellt. Ihnen wird ermöglicht, eigene Schwerpunkte zu setzten, selbst bestimmt aber mit Hilfestellung in diesem Prozess zu arbeiten. Ihre Vorstellungen von Erinnerungskultur werden zugelassen, ihre Ideen werden umgesetzt. Sie werden als Mitwirkende an der Gestaltung der Erinnerungs- und Gedenkkultur ernst genommen und können so ihr individuelles, historisches Gedächtnis ausprägen.
Erinnerungskultur vor Ort gestalten mit Kindern als Experten
Die Ausstellung/Präsentation richtet sich an andere Schulklassen, aber auch Angehörige der mitwirkenden Schüler*innen, die in der Regel in der Altersgruppe eine sehr wichtige Bezugsgröße darstellen. Darüber hinaus wird eine interessierte Öffentlichkeit in Stadt und Landkreis angesprochen.
Das Projekt ist eine Fortführung des Projektes „Keine Schule, kein Haustier, kein … – Alltag jüdischer Kinder im Nationalsozialismus“.
Es ist bereits mit einer Gruppe in Oranienburg ein Projekt geplant, bei dem neue Formen der Präsentation in der Stadt erprobt werden sollen. Die Arbeit mit einer weiteren Gruppen soll dies erweitert erproben. Welche Orte in der Stadt können von Kindern in einer hybriden Präsentationsform präsentiert werden. Welche Apps eignen sich hierfür am besten? Die Erfahrungen, die wir dabei im Vorgängerprojekt sammeln können haben Grenzen. In diesem Projekt wird daher ein größeres Gewicht auf den hybriden Stadtrundgang gelegt und mögliche Präsentationsformen, die sich mit Tablets mobil realisieren lassen. Dabei soll weiterhin und verstärkt das Potential einer kinderzentrierten Gestaltung einer Gedenkführung, die die Kinder in Expert*innenposition bringt, ertestet werden.
Wir bedanken uns beim Schlaglicht e.V. für ihre ausgezeichnete Arbeit und ihr stetiges Engagement!
Sie haben auch eine Projektidee, die im Rahmen unserer Partnerschaftsziele umgesetzt werden kann? Wir fördern Projekte zu verschiedenen Themen: